In einer Welt, in der Bildung der Schlüssel zu Erfolg und persönlicher Entwicklung ist, hat der Lions-Club Schwenningen eine entscheidende Rolle übernommen, um die Lesekompetenz von Grundschulkindern zu verbessern. Die internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) 2021 enthüllte besorgniserregende Trends, die die Lesefähigkeiten deutscher Schülerinnen und Schüler betreffen. Im Vergleich zu ihren internationalen Altersgenossen hinken deutsche Grundschüler hinterher. So betonen Experten immer wieder die Notwendigkeit, Schüler mit besonderem Förderbedarf individuell zu unterstützen.
Dieser Bedarf wird u. a. auch vom IQB-Bildungstrend bestätigt: Laut der Trendstudie von 2021 erreichen lediglich 57,6 Prozent der Viertklässlerinnen und Viertklässler den Regelstandard in ganz Deutschland. 18,8 Prozent scheitern gar am Mindeststandard. Im Trend nimmt der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die den Mindeststandard verfehlen, sogar eher zu als ab. Der Lions-Club Schwenningen hat die Problematik früh erkannt und sich zur Aufgabe gemacht, der negativen Entwicklung auf lokaler Ebene entgegenzuwirken – mit bemerkenswertem Engagement und spürbar positiven Ergebnissen.
Alte Bücher verkaufen und mit dem Erlös Förderstunden für lese- und rechtschreibschwache Kinder finanzieren – das ist das erfolgreiche Prinzip des Bücherflohmarkts, den der Club jährlich im Rahmen der Schwenninger Kulturnacht veranstaltet. Das Besondere daran: Die Bücher werden an einem in der Presse angekündigten Tag von Privatleuten gespendet, von Clubmitgliedern sortiert und beim Bücherflohmarkt zum Kilopreis von 4,00 Euro wieder verkauft. Immerhin wechselten 2023 auf diese Weise rund 800 kg Bücher den Besitzer.
Die Aktion wurde bereits 2006 vom damaligen Club-Präsidenten Gernot Hengstler initiiert und zählt bis heute zu den erfolgreichsten Sozialprojekten der Stadt. Sämtliche Verkaufserlöse kommen Kindern zugute, die sich mit Lesen und Schreiben schwertun. Und das sind mehr als man denkt, denn immerhin leidet heute, Statistiken zufolge, jedes zehnte Kind unter einer Lese- Rechtschreibschwäche. Die Folgen sind für die Betroffenen gravierend, oft ist ihnen ein erfolgreicher Weg ins Leben versperrt. Nicht nur diese Kinder stehen daher unter erheblichem Druck, oft sind auch ihre Lehrer völlig überfordert. In dieser Situation hilft dann eine gezielte Lese- und Schreibförderung durch Lesepatinnen und Lesepaten.
Im Schuljahr 2022-2023 investierte der Lions-Club Schwenningen beispielsweise rekordverdächtige 12.378 Euro in die Leseförderung. Diese Investition ermöglichte 1061 Schulstunden, die von engagierten Lesepaten an 10 Schulen in Villingen-Schwenningen durchgeführt wurden. Die jährlich rund 200 Schülerinnen und Schüler profitierten direkt von diesem Programm. Seit Projektbeginn wurden rund 117.000 Euro in diese wichtige Initiative investiert.
Die Lesepaten, das Herzstück des Programms, widmen ihre Zeit und Mühe, um den Schülern die Freude am Lesen zu vermitteln. Diese stellt sich allerdings nicht automatisch ein – es erfordert viel Betreuung durch und gemeinsames Üben mit den Lesepaten, um das Leseverständnis zu initiieren. Die Geduld und Hingabe der Lesepaten sind beispielhaft und zeigen, wie ehrenamtliches Engagement einen signifikanten Unterschied im Leben junger Menschen machen kann. Unverzichtbar bleibt die stetige Mithilfe eines kleinen aber überaus engagierten Projekt-Teams, wobei auch die Arbeit der Schatzmeister nicht vergessen werden darf, die zwar „hinter den Kulissen“ agieren, dort aber viele kleine Transaktionen mit den Lesepaten abwickeln und verwalten müssen.
Natürlich reicht der Erlös des Bücherflohmarkts längst nicht aus, um die Leseförderung vollumfänglich zu tragen, weshalb sich der Club glücklich schätzt, noch auf weitere, fest ins Lions-Jahr integrierte, Einnahmequellen zurückgreifen zu können. Allen voran sei hier der Lions-Adventskalender genannt, der schon seit 15 Jahren mit großem Erfolg die Club-Projekte mitfinanziert.
Durch die Leseförderungsinitiative hat der Lions-Club Schwenningen nicht nur die Lesekompetenz verbessert, sondern auch das Selbstvertrauen und die Zukunftsaussichten der beteiligten Kinder gestärkt. Die positive Wirkung dieses Programms erstreckt sich weit über das Klassenzimmer hinaus und bereitet diese jungen Menschen darauf vor, aktive und informierte Mitglieder unserer Gesellschaft zu werden.
Das Projekt der Schwenninger Lions ist somit ein leuchtendes Beispiel dafür, wie zielgerichtetes Engagement und Gemeinschaftsgeist reale und positive Veränderungen in unserer Gesellschaft bewirken können. Es zeigt, dass jeder von uns die Macht hat, einen Unterschied zu machen und die Welt, in der wir leben, zu verbessern.