Wow. Das war wirklich eine rauschende Ballnacht, die das JBO der Schwenninger Stadtmusik am vergangenen Samstagabend auf die Bretter der Neckarhalle gelegt hat.
Ein Konzerterlebnis, ausgedacht von Stadtmusikdirektor Wolfgang Wössner und Prof. Gerhard Wolf, initiiert vom Lions Club Schwenningen, ausgeführt vom JBO und fünf Studenten der Trossinger Musikhochschule. Vielfältig, witzig, abwechslungsreich und unterhaltsam sollte es sein – und dieses Ziel wurde auch in vollem Umfang erreicht. Es lief aber auch wirklich rundum gut für die Veranstalter: Sommerliche Atmosphäre im Neckarpark, volles Haus, dichtes Gedränge vor dem Pausenbuffet, ein gut gelauntes Publikum in gespannter Erwartungshaltung – Bilder voller Leichtigkeit, die man in den beiden Coronajahren nicht gesehen hat.
Kooperation mit den Lions
In der Tat hatte die Kooperation zwischen Lions-Club und Stadtmusik schon 2019 begonnen. Angedacht waren jährliche Konzertevents, und eigentlich sollte dies bereits die vierte gemeinsame Veranstaltung sein. „Hätte, hätte Fahrradkette“. Wie bei so vielen ambitionierten Initiativen machte Corona auch hier einen Strich durch die Rechnung, und so präsentierten Stadtmusik und Lions eben Teil zwei einer hoffentlich auch in Zukunft weiter aufblühenden Serie. Der Auftritt der jungen Musiker erfolgte effektvoll durch den Saal, zu einem Percussionteppich von der Bühne, unter Absingen des Liedes, das dem Konzert seinen Namen gegeben hatte: „The Lion Sleeps Tonight“.
Der Löwe schläft am Neckar
Natürlich schlief der Löwe nicht in irgendeinem x-beliebigen „Jungle“, sondern „Hier am Neckar, am schönen Neckar“. Und wieder einmal hat sich gezeigt, was jeder, der mit kleinen und größeren Ansammlungen von Jugendlichen zu tun hat, bestätigen wird: Sollen sie leise und aufmerksam sein, sind sie zu einer Lärmproduktion geradezu apokalyptischen Ausmaßes fähig. Sagt man ihnen aber: „Sing das mal“, so reduziert sich die Geräuschentwicklung zum sanftschüchternen Windhauch. Aber hey, wären sie Sänger, wäre es nicht das JBO sondern ein Jugendchor. Und sobald sie anfingen, auf ihren Instrumenten zu spielen, war jegliche Schüchternheit wie weggeblasen. Es ging rund. Nach der Begrüßung durch den derzeitigen Präsidenten des Lions-Clubs Schwenningen, Axel Ziegler, übernahmen die beiden Moderatorinnen Katharina Stoerk und Saskia Weber das Zepter und führten von da an eloquent und charmant durch den weiteren Verlauf des Konzertabends.
Musikalische Eröffnung nach dem Intro war Philip Sparkes „A Klezmer Karnival“, dirigiert von Wolfgang Wössner, der danach aber den Stab an die Musikstudenten abgab und sich weitgehend im Hintergrund hielt. Ein Trio mit Lena Ruf (Querflöte), Thorben Maier (Klarinette) und der Studentin Katharina Stoerk (Oboe), die auch die Leitung innehatte, spielte Joseph Kosmas „Autumn Leaves“, bevor dann mit einer szenischen Darstellung einer Onlineprobe via Zoom der ganze musikalische Lockdownwahnsinn gekonnt karikiert wurde.
Jakob Karg bewies als Vertreter des „erkrankten“ Dirigenten Wössner überzeugendes komödiantisches Talent. Und dass das durch Latenzzeiten auftretende Timingproblem bei Onlineorchesterproben des JBO ruckzuck gelöst werden kann, wenn man mit den Beteiligten schwäbisch spricht, war ein hilfreicher Tipp, der dazu führte, dass Lady Gagas „Bad Romance“ auch in einer solchen Situation erfolgreich bewältigt werden kann.
Perez Prados „Mambo No 5“ – in der Songfassung 1999 von Lou Bega zum Sommerhit gemacht – wurde von David Steiner und einem Saxofonensemble präsentiert, das sich stilecht als sombrerotragende Mexikaner verkleidet hatte.
Gut gelauntes Publikum
Und mit der Filmmusik zum Dreamworks-Film „Drachenzähmen leicht gemacht“ unter der Leitung von Lucas Kienzler entließ das JBO sein gut gelauntes Publikum in die Pause. Mit Filmmusik ging es dann in den zweiten Teil des Konzertabends, eröffnet vom Jugendblasorchester mit der Musik zu „The Avengers“ unter der Leitung David Steiners, fortgeführt von einem Klarinettenensemble, das unter der Leitung Saskia Webers die Musik zum Film „Fluch der Karibik“ interpretierte. Und dann wurde es richtig laut. Vier Alphörner erklommen samt ihren Bläsern Gerhard Wolf, Lucas Kienzler, Jakob Karg und Lukas Hirt die Bühne.
Junge Solisten zeigen Können
Sie zeigten anhand des alten Pepe-Lienhart-Hits „Swiss Lady“, dass diese Besetzung in der Lage ist, sogar ein komplettes Blasorchester zu übertönen. Da boten die folgenden „Variationen über ein Thema von Rossini“ von Wolfgang Wössner klanglich geradezu einen dezenten Kontrast, und die junge Solistin Lena Ruf konnte ihr großes Können in vielen musikalischen Aspekten unter Beweis stellen. Als „Lonely Boy“ konnte hierauf Jakob Karg erneut sein komödiantisches Talent zeigen. Diese Einlage des österreichischen Blasmusikkabarettensembles Mnozil Brass zeigt einen zunächst einsamen jungen Mann, der sich virtuos seiner Schuhe und Strümpfe entledigt, um schließlich gleichzeitig mit seinen Füßen die Züge zweier Posaunen (gehalten von Lucas Kienzler und Samuel Baum) sowie mit seinen Händen die Ventile zweier Trompeten (gehalten von Laurenz Goschkowski und Benjamin Kleijn) zu bedienen. Eine meisterliche Präsentation musikalischer Multitaskingfähigkeit. Mit „Just A Gigolo“ beendete das JBO unter der Leitung Katharina Stoerks diesen ausgezeichneten Konzertabend. Alle, wirklich alle Beteiligten haben hier Großartiges geleistet. Das Publikum raste vor Begeisterung und spendete verdienten, nicht endenwollenden Applaus, für den sich die Protagonisten mit drei Zugaben bedankten.